Donnerstag, 3. November 2011

bauzeugs

Ich wollte eben etwas über die baulichen Neuigkeiten in der Nordstadt schreiben und mit einem Satz wie diesem beginnen: »Beim hinteren Teil des nahezu abbruchreifen Hinterhauses Ecke Eisenstraße, das eine türkische Unternehmerfamilie zu einem ansehnlichen Mehrfamilienhaus umbaut, wird schon das Dach gedeckt.«
Was ist an diesem Satz falsch und lässt mich über meine eigenen Vorurteile nachdenken? Nicht das »türkisch« - das halte ich auch im Sinne von »türkischstämmig« für richtig, ich bin ja auch kein pfälzischstämmiger Deutscher und »Italian Americans« sind selbstverständlich vollgültige Amerikaner. Das Problem ist das Wort »Unternehmerfamilie«. Das klingt tribal und südländisch, nach Schwarzarbeit und ganz vielen Cousins, die auf dem Bau mithelfen. Nur ist das mit der Schwarzarbeit und den Cousins bei Ethnodeutschen nicht groß anders, auch wenn das dann häufig keine Cousins, sondern irgendwelche Vereinskumpane oder Hartz-IV-beziehende Schwager sind. Aber bei denen sagt man nicht »Unternehmerfamilie«, sondern »Familienunternehmen«. (Google wirft für »türkische unternehmerfamilie« in der Tat 526 Treffer, für »türkisches familienunternehmen« nur 351.)

In other news:

  • Das Haus gegenüber der neuen DVAG-Zentrale, an das sich hinten das komplett runderneuerte und aufgestockte Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth anschließt, bekommt im Erdgeschoss, wo ein Haushaltswarengeschäft einer Begegnungsstelle weicht, seine alte Fassade wieder. Gerade wird der Sandsteinsockel erneuert. Damit haben jetzt, seit ich darauf achte, schon mindestens zwei Gebäude in der Bahnhofstraße ihre hässlichen kastigen Vordächer, Leuchtreklamen und Schaukästen verloren. Ich hoffe, der Trend bleibt stabil.
  • Das Chemikum hat ein neues Portal bekommen (notgedrungen, weil der Sockel so hoch ist, dass man einen Einschnitt machen musste, um einen barrierefreien Eingang hinzukriegen, ohne die halbe Fassade mit einer Rampe zu verschandeln). Auf der Simulation sah es aus, als solle es mit buntem Glas oder Keramikplatten verkleidet werden, aber nein, es ist Kupfer! Das ist ja mal edel.
  • Die Baustelle Neue Kasseler Straße wird bald auf die andere Seite springen, mittlerweile wird rechts schon der Bürgersteig gepflastert.
  • Neue Container vor dem Bahnhof lassen vermuten, dass bald auch in der Bahnhofshalle die Baustelle auf die andere Seite übergreift. Demnächst muss man wahrscheinlich zwischen zwei Zäunen im Gänsemarsch zur Unterführung watscheln.

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