Samstag, 27. November 2010

früherer

Mal ein paar Beobachtungen über die vergehende Zeit, die über »wir hatten damals nur drei Programme und keine Handys« hinausgehen: Als ich klein war, dort wo ich klein war (die Pfalz ca. 1986ff.) ...
... hatten nur die Autos amerikanischer Soldaten ein drittes Bremslicht.
... kochte man Wasser auf dem Herd. Wasserkocher waren kaum verbreitetet. Überhaupt wurde damals außerhalb der klassischen Teegegenden Norddeutschlands kaum Tee getrunken, und wenn, dann roter Früchte- oder Pfefferminztee. Sonst gab es kaum Sorten.
... kosteten Einkaufswagen keinen Pfand und hatten nur zwei Lenkrollen.
... wechselte man beim Auto noch selber das Öl, und genügend Leute ließen das Altöl einfach in den Rinnstein oder auf die Wiese fließen, um das zu einem Standard-Schulbuchbeispiel für eine Umweltsünde zu machen.
... wurde erheblich weniger Eisenbahn gefahren als heute, da es weder Schönes-Wochenende- noch Länder- noch Semestertickets in der heute üblichen Form gab.
... waren Toiletten üblicherweise Hochspüler mit freistehendem Spülkasten.
... war das tägliche Angebot an Kinder-Zeichentrickserien im Fernsehen selbst auf den Privatsendern noch erheblich kleiner, wurde aber wesentlich intensiver wahrgenommen.
... füllte die Sommerhitze die (allesamt unklimatisierten) Autos, egal ob neu oder gebraucht, mit Kunststoff- und Polsterausdünstungen, von denen Kindern bereits vor dem Losfahren schlecht wurde.
... hatte man seine Tiefkühlkost, wenn überhaupt, von Eismann oder Bofrost, weil der Lebensmittelhandel kaum welche verkaufte.
... und war das Schlemmerfilet, dieser fetttriefende Backstein aus Seelachs mit einer mehr oder minder genießbaren Kräuterkruste, noch eine nagelneue Innovation.
... waren Zahnpasta- und Cremetuben häufig noch aus Metall und plastisch verformbar, und sie kamen fast immer in einer überflüssigen Umschachtel aus Pappe, die ein beliebtes und starkes Symbol für Wohlstandsmüll und Umweltvernichtung darstellte.
... gab es kein Laminat, dafür umso mehr grausigen Teppichboden.
... war ein Döner Kebab nichts Alltägliches, sondern der kulinarische Höhepunkt eines Ausflugs nach Westberlin.
... hatte noch nicht jede Marke angefangen, sich diversifizieren zu wollen, weshalb es auch noch keine After-Eight-Pralinen, keinen Ovomaltine-Brotaufstrich und keine 30 verschiedenen Geschmacksrichtungen Fisherman's Friend gab.
... kannte man Plastikflaschen sowie Mineralwasser ohne Kohlensäure eigentlich nur aus dem Frankreichurlaub.
... durfte man bei Gelenkbussen nicht im Gelenk stehen.
... war es, wenn man eine größere Gruppe von Mädchen und/oder Frauen auf der Straße sah, alles andere als selbstverständlich, dass alle spiegelglatt rasierte Beine hatten.
... waren Stimmenimitatoren populäre Künstler, die im Fernsehen teilweise eigene Shows hatten, und nicht bloß Pausenclowns im Radio.
... saßen kleine Kinder regelmäßig ohne Gurt und Kindersitz im Auto vorne.

(Wieder eine aktualisierte Übernahme aus dem alten mawalog. Alle Angaben ohne Gewähr und höchst subjektiv.)

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