Am vergangenen Samstag hatte ich einen Auftritt als Aushilfskeyboarder bei einer Metalband, d.i. Heralder, wo mein Freund Torsten Bass spielt. So etwas habe ich noch nie gemacht - weder stilistisch noch logistisch. Gewisse Dinge ändern sich natürlich nie: Dass Band-Auftritte ein sich endlos ziehendes Herumgurken in verschiedenen Autos bedeuten, um die zahllosen benötigten Sachen an die verschiedenen beteiligten Orte zu transportieren, beispielsweise. Da vorher in einem nahgelegenen Proberaum noch eine Durchlaufprobe angesetzt war, verkomplizierte sich das nochmal. Und ich musste zudem noch aus Marburg nach Saarbrücken anreisen, wofür mir die Firma Sixt freundlicherweise gegen entsprechende Bezahlung einen Ford Focus zur Verfügung stellte.
Bei der genannten Durchlaufprobe hatte ich dann gleich wieder dasselbe Problem, das ich mit anderen Bands auch schon erlebt habe: Wenn auf dem selbstgeschriebenen Leadsheet sowas wie »Chromatische Figur über E« oder »Tubular-Bells-ähnliches Motiv über D« steht und ich das alles heftig zum Playback geübt habe, heißt das noch lange nicht, dass mir dann bei der Generalprobe dieses Motiv auch wieder einfällt. Ich glaube, es regte sich da durchaus eine gewisse Skepsis beim Rest der Band. In Zukunft muss ich mir sowas tatsächlich in Noten aufschreiben, glaube ich. Zu meiner Verteidigung sei auch gesagt, dass ich wegen Erkältung und anderen Gründen nur etwa drei Tage zum Üben hatte, noch nie vergleichbare Musik gemacht habe und die acht Stücke gefühlt mehr Abschnittswechsel und verschiedene Harmonien enthielten als das Gesamtwerk von Emerson, Lake & Palmer. Metal ist halt, um einen anderen Freund zu zitieren, erstaunlich intellektuelle Musik.
Der Auftritt selber war dann im Devil's Place, so einer Art Grillhütte mitten in der Stadt, insofern genau die Art von Venue, wo bisher quasi alle Auftritte, die ich je mit Rockbands hatte, gelaufen sind, wenn man mal von diversen Kirchenmuggen und einem Auftritt in einem größeren Bierzelt in Ober-Bessingen (oder war's Nieder-Bessingen?) 2003 absieht. Erstaunlicherweise habe ich dann auch die in der Probe verwackelten Stücke einigermaßen hingekriegt, der Sound war, obwohl nahezu nur über Backline gespielt wurde, richtig sauber, ich habe Lob von Leuten bekommen, die die Band schon kannten (ich hatte Heralder noch nie gehört), es gab ordentlich Bruch Zwickel für umsonst, natürlich wurde geschwenkt und alles in allem war es ein sehr schöner Abend. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat man mir in Form von immerhin 50 Euro Spritgeld sogar die komplette nach Abzug der Getränke übrige Gage weitergereicht, so dass ich meine Unkosten ungefähr um ein Drittel reduzieren konnte.
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