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Sonntag, 29. März 2015
nie besser als spät
Drei Tage vor meinem Wegzug aus Marburg war ich heute zum ersten Mal im Kunstverein. Das sind ja wirklich schöne und auch große Räume, und die derzeitige Ausstellung (»Angesicht« von Johannes Heisig, überwiegend großformatige Porträts) lohnt sich auch. Da hätte ich die letzten zwölfeinhalb Jahre vielleicht mal öfter hingehen sollen.
Donnerstag, 4. Dezember 2014
srrrrrrr
Wer eine Meinung dazu hat, ob Marburg eine Seilbahn auf die Lahnberge nach der aktuell vorgelegten Machbarkeitsstudie bauen sollte (siehe auch Verkehrsstudie zur Notwendigkeit), kann hier schon mal abstimmen.
Montag, 27. Oktober 2014
vorhin
Ich gehe zum Mittagessen in die Mensa. Davor: Große handgemalte Transparente, rhythmisches Getrommel auf leere Chemiefässer, ein mickriger Sprechchor: »Keinen Cent und keinen Mann für das deutsche Kriegsprogramm!«. Wie aus der Zeit gefallene Siebziger-Jahre-Agitatoren, natürlich keine Frau dabei. Jemand verteilt eng bedruckte A4-Flugblätter. Beim Trommeln plötzlich ein Gequäke dazwischen, ich sehe, dass tatsächlich allen Ernstes da jemand eine Schalmei hat und auf dem Boden noch ein paar davon liegen, von der größeren, tieferen Sorte sogar. Auf dem Rückweg lautsprecherverlesene Reden, die sich wiederholen, da wird immer derselbe Text abgelesen. Der Herr, der die Flugblätter verteilt, sieht mit seiner Mütze, seinen schütteren grauen Haaren und der Aktentasche so aus, als sei er ein alter K-Gruppen-Hengst. Das Ganze wirkt geradezu gespenstisch, nicht einmal in Marburg lockt man mit so etwas noch jemanden hinter dem Ofen hervor.
Heute Abend sehe ich in der Uni eines der Flugblätter aus der Nähe. Es ist die Rede von einer landesweiten Aktion für Klassenkampf mit fünf fahrenden Theatern, ich vermute mittlerweile fast ein Satireprojekt hinter alledem. Ganz unten auf dem Blatt: das Logo der FDJ.
Heute Abend sehe ich in der Uni eines der Flugblätter aus der Nähe. Es ist die Rede von einer landesweiten Aktion für Klassenkampf mit fünf fahrenden Theatern, ich vermute mittlerweile fast ein Satireprojekt hinter alledem. Ganz unten auf dem Blatt: das Logo der FDJ.
Montag, 14. Oktober 2013
es wird winter
... und bei einstelligen Außentemperaturen wird in Marburg immer noch und immer mehr gebaut:
- Für den neuen Edeka in der Schützenstraße stehen schon erste Pfeiler. Das scheint sehr schnell zu gehen.
- Auf dem alten Gärtnereigelände zwischen Schützenstraße und Alter Kasseler Straße laufen die Bauarbeiten für die neue Wohnanlage, die Tiefgarage ist schon so gut wie fertig.
- Das südliche Eckgrundstück Mauerstraße/Ernst-Giller-Straße stand seit Ewigkeiten leer. Auf einmal wurde die angrenzende Spielbank-Baracke abgerissen – man darf gespannt sein, was auf der neu geschaffenen großen Fläche entsteht. Vermutlich Wohnungen.
- Im Hauptbahnhof sind nun doch Wohnungen (für 28 Studierende) entstanden und bezugsfertig.
- Der Bahnhofsvorplatz sieht mit den riesigen Aushubhalden mittlerweile aus wie ein (sehr kleiner) Braunkohletagebau.
- Parallel zu alledem läuft die Erneuerung der Fahrbahnen des innerstädtischen Teils der Stadtautobahn (B3a).
- Das ehemalige Hotel Waldecker Hof an der Ecke Bahnhofstraße/Krummbogen, das durch die DVAG zur Wirtschaftsfachhochschule ausgebaut wird, ist jetzt abgezäunt und wird entkernt.
- Das Schwesternwohnheim am Alten Botanischen Garten ist der letzte Hochbau, der dem Bau der neuen Zentralen Universitätsbibliothek noch im Wege steht. Die Abrissarbeiten sollen dieser Tage anfangen.
- Abriss und Entkernung der Stadthalle sind fast beim Endzustand – alle Gebäudeteile südlich und westlich des großen Saals sind weg. Für die Neubauteile laufen die Tiefbauarbeiten, für die das Grundwasser abgesenkt wird. Dazu laufen Rohre bis ans Lahnufer, wo eine Reinigungsanlage steht.
- Der »Kilian«, eines der ältesten Gebäude Marburgs, ist fertig zu studentischen Wohnungen ausgebaut.
- Das Parkhaus der Sparkasse zwischen Universitäts- und Wilhelmstraße wird kernsaniert.
Montag, 16. September 2013
still und star
Dieses Gebäude, dem man gut abnehmen könnte, dass es eine Hommage an Mies van der Rohe darstellen soll, ist einer der schönsten Neubauten der letzten Jahre in Marburg. Interessanterweise sitzt darin etwas äußerst Unhippes, nämlich ein ca. 90 Jahre alter evangelikaler Medienvertrieb; das, was man früher mal einen Pamphleteverlag genannt hat.
In der Gegend wird übrigens bald die neue Universitätskita fertig, und die großen alten Wohnblocks für Bundeswehrangehörige werden gerade, soweit noch nicht geschehen, durchsaniert. Also auch hier kein Mangel an Kränen und Handwerkersprintern.
In der Gegend wird übrigens bald die neue Universitätskita fertig, und die großen alten Wohnblocks für Bundeswehrangehörige werden gerade, soweit noch nicht geschehen, durchsaniert. Also auch hier kein Mangel an Kränen und Handwerkersprintern.
Donnerstag, 1. August 2013
yet another marburg update
Ich überlege ja wirklich, ob ich hieraus irgendwann schlicht das »Baublog Marburg« machen soll :)
Hier also mal wieder ein fälliges Update. (Die derzeit überall stattfindenden Erneuerungsarbeiten an Gasleitungen lasse ich aus.)
Afföller/Nordend:
Hier also mal wieder ein fälliges Update. (Die derzeit überall stattfindenden Erneuerungsarbeiten an Gasleitungen lasse ich aus.)
Afföller/Nordend:
- Nach Jahren des Wartens, in denen der Eingang vermutlich gegen herabfallende Teile gesichert war, ist die denkmalgeschützte Hauptpost in der Zimmermannstraße (»Betonpost«) jetzt eingerüstet und wird von einer Betonsanierungsfirma bearbeitet. Ob das Gebäude dadurch schöner wird, bleibt abzuwarten.
- Am Jägertunnel (neben der Motorradhandlung F. Wunstorf) haben Abbrucharbeiten und Bauvorbereitung für den neuen Supermarkt begonnen. Es wird ein EDEKA werden.
- Die Wohnanlage Campus III auf der anderen Seite der Tunnelmündung ist mittlerweile bis auf allerletzte Restarbeiten fertiggestellt, sogar die Grünanlagen sind jetzt angepflanzt.
- Der Turm des G-Werks scheint endgültig fertig renoviert.
- Der Hauptbahnhof ist jetzt innen fertig saniert (nur eine größere Fläche ist noch nicht vermietet), die verbrannte Toilettenanlage wieder neu errichtet und der Hausbahnsteig mit Aufzug fertiggestellt. Der Umbau des Bahnsteigs 5/8 nähert sich nach umfangreichen Arbeiten der Vollendung; die Unterführung ist an ihrem Ende faktisch komplett weggerissen und mit Aufzugschacht und neuen Treppen neu errichtet worden. Auch neue Bahnsteigdächer sind schon im Werden.
- Nachdem die Verkehrsführung durch die Ernst-Giller-Straße und Mauerstraße fertiggestellt ist, hat der Umbau des Bahnhofsvorplatzes begonnen. Dieser findet in zwei Etappen statt und bedeutet zunächst wieder (buchstäblich) tiefgreifende Leitungsarbeiten.
- Die Elisabethbrücke, der Ansatz des Krummbogens und die B3-Überführung sind fertig saniert. Die Brücke hat hübsche Namenstafeln bekommen: zwei Stücke der Brüstung sind als hohle Elemente aus Corten-Stahl ausgeführt, in die der Name »ELISABETHBRÜCKE« eingeschnitten ist. Ich wette, viele wussten bis dahin überhaupt nicht, dass die Brücke diesen Namen trägt.
- Auf beiden Seiten der Brücke sind die Rampenbauwerke zum Uferweg fertig. Auf der DVAG-Seite wurde mit ziemlich aufwändigem Garten- und Landschaftsbau ein Stadtstrand mit Sonnenterrasse geschaffen, der von der DVAG-Gastronomie bewirtschaftet wird und ohne dauerhafte Gebäude auskommen muss; der Verkauf erfolgt aus einem umgebauten alten Schulbus, Toiletten sind in einem Container.
Ortenberg:
- Vom stumpfen Ende der Alten Kasseler Straße hinunter zu den Gleisen, am Fuß des Ortenbergstegs vorbei und an den Gleisen entlang zu den Waggonhallen entsteht ein Rad- und Fußweg mit begleitendem Park (»Gleispark«).
- Die zukünftige Volksbank-Kletterhalle in der ehemaligen Universitätsreithalle auf dem Waggonhallengelände sieht von außen schon recht fertig aus.
- Da nach den letzten Auskünften der Universität die Phil-Fak noch bis mindestens 2023 stehen wird, wird doch noch etwas Geld in deren Lebenserhaltung investiert: Der C-Turm (u.a. Geschichte und Praktische Philosophie) erhält eine Klimaanlage, in den kommenden drei Jahren werden sämtliche Sanitäranlagen erneuert und jeweils 50 000 € für neue Leuchten, frische Farbe usw. bereitgestellt.
- Zudem werden sechs neue Seminarräume neben der Phil-Fak aufgebaut, in einem Containerblock, der früher neben der Stadthalle stand und dort der Baufläche weichen musste. Ich vermute, auch diese Container werden bis mindestens 2023 stehen, wenn nicht länger.
Dreieck bei St. Jost:
- Direkt neben dem Bordell bei St. Jost entsteht das neue muslimische Gemeindezentrum mit Moschee. Der kubische Bau, der auch Wohnungen, Läden und Gastronomie aufnehmen soll, signalisiert durch die Ornamentik an den Fensterfronten sowie einer geschickt ausgestalteten Verkleidung eines freistehenden Treppenhauses deutlich seinen islamischen Zweck, wirkt aber weder kitschig noch anbiedernd. Die Bauarbeiten haben noch nicht begonnen, aber das Bauschild steht.
- Die Nonnengasse ist durch einen neuen Rad- und Fußweg, der zwischen Gleisen und dem Gelände der Adolf-Reichwein-Schule eingeklemmt ist, mit der Überführung zum Aquamar verbunden worden. Was jetzt noch fehlt, wäre ein Lückenschluss zwischen dem stumpfen Ende der Privatstraße, die von der Unterführung Richtung Süden führt, und dem Südbahnhof. Das könnte zwischen den Gleisen und dem Fuß des Cappeler Bergs aber durchaus eng werden, ich weiß nicht, ob es da Pläne gibt.
Klinikviertel/Campus Firmanei:
- Der vorletzte Bauabschnitt des Kirchenumfeldes ist fertig und die fünf Tugenden stehen nun auf ihren Sockeln.
- Das Baufeld für die neue Zentralbibliothek ist immer noch nicht gänzlich frei, da das Schwesternwohnheim noch steht. Immerhin wird mittlerweile die Hautklinik entkernt, die später als Verwaltungstrakt dienen soll. Die vorbereitenden Leitungsarbeiten nehmen keine Ende, derzeit ist deswegen wieder einmal die Deutschhausstraße an der Einmündung Bunsenstraße aufgerissen.
- Das ehemalige EAM-Gebäude in der Uferstraße ist nun bezogen, derzeit werden gerade Natursteinlisenen angebracht, um die ursprüngliche Anmutung der (vermutlich denkmalgeschützten) Fassade wieder herzustellen.
- Die Entkernung und der Teilabriss der Stadthalle in Vorbereitung zum Umbau zum neuen Ernst-Piscator-Haus laufen.
- Das Ernst-von-Hülsen-Haus bekommt derzeit eine vollständige Dach- und Fassadensanierung verpasst, außerdem eine neue Innengestaltung für das Kunstmuseum der Universität, eine neue Abwasserhebeanlage, neue Depoträume und so weiter. Durch eine Rampe und einen neuen Aufzug soll das Gebäude barrierefrei erschlossen werden, dies wird nebenbei auch bedeuten, dass der bereits vor Jahr und Tag renovierte Konzertsaal endlich auch seine barrierefreie Andienung bekommt. Die Gebäudehülle wird vom Land finanziert, für die Innensanierung werden Spenden eingeworben.
Weidenhausen:
- Am Trojedamm ist ein hübscher neuer Steg entstanden, der hohen Freizeitwert mit einem klappbaren Mittelteil als Bootsrutsche für die daneben ansässige DLRG verbindet.
Oberstadt:
- In der Ritterstraße wird ein Wohnheim des Studentenwerks kernsaniert.
- Am Schuhmarkt wird der »Kilian« ebenfalls für studentisches Wohnen umgebaut.
Richtsberg:
- Die Sporthalle an der Richtsberg-Gesamtschule wird bereits seit anderthalb Jahren durchgreifend saniert, Fertigstellung vermutlich Anfang 2014.
- Im Zusammenhang damit steht die Einrichtung eines neuen Boxsportzentrums in der Friedrich-Ebert-Straße 19, das nach dem ursprünglichen (zu teuren) Konzept ebenfalls in der Sporthalle Platz finden sollte. Das Zentrum soll im Herbst bezugsfertig sein.
Lahnberge:
- Quasi über Nacht wurde ein Modulgebäude für die Synthetische Mikrobiologie hochgezogen, das wohl ziemlich bald bezugsfertig sein dürfte.
Cappel:
- Die Stadtwerke renovieren derzeit umfangreich für eine siebenstellige Summe ihr Hauptgebäude Am Krekel.
Montag, 11. Februar 2013
nascetur ridiculus mus
Da haben der Marburger AStA, attac, und noch so ein paar Gruppen (darunter die unfassbarerweise tatsächlich so heißenden »Freedumm«) eine riesige Demonstration gegen jedes Übel in Marburg und der Welt anberaumt. Sämtliche ca. 23 000 Studierenden der Universität wurden aufgerufen. Es gab Flyer, massenweise Plakate und Störer, Werbung auf was weiß ich wie vielen alternativmedialen Kanälen, und außerdem wurde das Motto (»Wir sind sehr wütend«) seit Monaten per Sachbeschädigung in ganz Marburg bekannt gemacht, wahrscheinlich, um irgendwie viral Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Und was kommt bei diesem Riesenaufwand rum? Lumpige 250 Demonstrierende.
Fragt sich, ob die Beteiligten überhaupt fähig sind auf die Idee zu kommen, sich mal zu überlegen, was sie falsch gemacht haben könnten.
Und was kommt bei diesem Riesenaufwand rum? Lumpige 250 Demonstrierende.
Fragt sich, ob die Beteiligten überhaupt fähig sind auf die Idee zu kommen, sich mal zu überlegen, was sie falsch gemacht haben könnten.
Sonntag, 18. November 2012
marburg update
Ich wollte ja schon vor Monaten wieder einmal einen meiner traditionellen »Marburg-Update«-Artikel zum Bau- und Entwicklungsgeschehen in der Stadt veröffentlichen, habe diesen aber leider durch eine Browser-Fehlfunktion verloren und dann wegen akuter Frustration nicht noch einmal neu angefangen. Dafür gibt es jetzt die ganz, ganz lange Liste - der große Service in erster Linie für die kleine, elitäre Gemeinde von Exil-MarburgerInnen, die sich, wie ich aus sicherer Quelle weiß, hauptsächlich über mich und meine Online-Absonderungen über die Umwälzungen im Marburger Stadtbild informieren. Es ist diesmal so viel, dass ich eine grob geographische Abschnittsgliederung verwendet habe.
Afföller/Nordend:
Afföller/Nordend:
- Im Studentendorf ist das alte Kosselhaus weg und der Neubau eines Max-Kade-Zentrums mit neuem Gemeinschaftshaus und einem neuen Wohngebäude hat begonnen.
- Südwestlich der Ecke Bebelstraße / Neue Kasseler Straße ist nunmehr schon seit weit über einem halben Jahr das Fachmarktzentrum Neumarkt Nord mit Penny, dm, Bäckerei Siebenkorn und einem Reisebüro in Betrieb. Die Bäckerei hat auf dem breiten Asphaltbürgersteig der Neuen Kasseler sogar einen liebevoll begrünten Freisitz aus Gabionen errichtet. Dass in dieser Straße an dieser Stelle einmal Leute draußen sitzen und Kaffee trinken würden, hätte ja niemals je jemand vermutet.
- Es geht aber noch weiter im hohen Norden - östlich der Gleise und nördlich des Jägertunnels sollen neue Gewerbeflächen und weitere Nahversorger entstehen, man fragt sich, welcher Supermarkt da wohl hinzieht; REWE expandiert ja sehr aggressiv, man könnte sich vorstellen, dass die da aufmachen.
- Neben der Tankstelle Knies+Lagotka wurde einiges gebaut und renoviert, dort ist jetzt Velociped Fahrradreisen zu Hause, und wenn ich dem Hörensagen glauben darf, wollen die da auch so eine Art Fahrradmotel und -verleih aufmachen.
- Im Neubauprojekt »Campus III« östlich der Gleise und direkt südlich des Jägertunnels ist schon das meiste fertig und die ersten Wohnungen wohl bereits bezogen.
- Der Streifen zwischen Neuer Kasseler Straße und Gleisen soll demnächst auch mit Wohnungen bebaut werden; es sind unter anderem schon Bodenproben genommen worden. Auf das Lärmschutzkonzept bin ich gespannt.
- Die Neue Kasseler Straße ist mittlerweile vollständig fertiggestellt, mit einem breiten Geh- und Radweg, und auch die Verkehrsführung durch die Ernst-Giller-Straße läuft bereits einseitig so wie im Endzustand.
- Der Turm des G-Werks scheint allmählich mal fertig saniert zu sein, aber die Ausweichcontainer stehen immer noch.
- Man munkelt von einem zusätzlichen Parkdeck auf dem G-Werk-Gelände, um durch das Nordstadt-Verkehrskonzept wegfallende Parkplätze auszugleichen (siehe unten).
- Beim Bahnhof laufen die Entkernungs- und Umbauarbeiten im Erdgeschoss immer noch (Bäckerei, Reisezentrum und Buchhandlung sind fertig) und der mittlerweile nagelneu aufgebaute Hausbahnsteig ist immer noch nicht wiedereröffnet. Leider hat jemand zwischendurch die neu sanierten Toiletten angezündet, die jetzt gleich noch einmal ausgebaut werden dürfen.
- Die Elisabethbrücke und das B3-Brückenbauwerk sind auf der Nordseite komplett durchsaniert, derzeit wird die Südseite umgekrempelt und dabei gleich noch der nördliche Krummbogen erneuert.
Ortenberg:
- Der Bau der Kletterhalle und die sonstigen weiteren Entwicklungsmaßnahmen auf dem Waggonhallen-Gelände laufen. In der ehemaligen Klinikwäscherei ist übrigens das neue Atelier für die Grafik und Malerei der Universität untergebracht.
- Das Abwasserpumpwerk am Schüler-Park ist fertig saniert.
Klinikviertel/Campus Firmanei:
- Es gibt ein Verkehrskonzept für die Nordstadt, das unter anderem den Wegfall ziemlich vieler Parkplätze, die Einrichtung diverser Fahrradstreifen und eine Fußgängerzone mit Busverkehr in der Elisabethstraße, durch die dann sämtliche Buslinien geführt werden, vorsieht. Insgesamt ein guter Kompromiss, nur umgesetzt werden muss das Ganze natürlich noch. Die Opposition springt bereits prophylaktisch im Dreieck, obwohl die Grundkonzeption bereits über zehn Jahre alt ist.
- Das DVAG-Verwaltungsgebäude ist nun auch fertig und unten sind vorne eine sehr gute Eisdiele mit Bistro und hinten ein Restaurant mit ziemlich gutem Konzept, allerdings verbesserungsfähigem Service, untergebracht. Alles Eigenbetriebe des Konzerns, der langsam Geschmack an diesem Sektor zu finden scheint; noch bei der Übernahme des Bückingsgartens wurde betont, man sei ja kein Gastronomieunternehmen.
- Der vorletzte Bauabschnitt der Elisabethkirchen-Umfeldgestaltung schließt pünktlich zum Weihnachtsmarkt ab. Hinten am zukünftigen Firmaneiplatz sind die Sockel für die Statuen der fünf Tugenden, die nach Marburg zurückkehren, bereits zu erkennen.
- Mit der alten Klinikapotheke ist bereits ein erstes Gebäude im Klinikviertel für den Gebrauch der Uni durchrenoviert worden, dort ist unter anderem MARA und das RAA untergebracht. Sehr schöne Gestaltung, wenn alle Gebäude so werden, dann mal sämtliche Daumen hoch.
- Die alte Frauenklinik ist schon so gut wie weg und eine neue Brücke über den Mühlgraben hinüber zur Johannes-Müller-Straße liegt; eine Lösung zum Leerziehen des Schwesternwohnheims existiert (siehe unten); in der Deutschhausstraße wurde langwierig an Leitungen gearbeitet; mithin kann es wohl tatsächlich nächstes Jahr wie geplant mit dem Bau der neuen Zentralen Universitätsbibliothek losgehen.
- In die alte HNO-Klinik sind erste Teile der Germanistik umgezogen, allerdings nur übergangsweise, da demnächst ja der Neubau für das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas stehen soll. Man kann allerdings argumentieren, dass seit 1527 mit Tradition und mit Recht grundsätzlich jeder Umzug innerhalb der Marburger Universität als übergangsweise anzusehen ist.
Biegenviertel:
- Der Umbau der Stadthalle zum multifunktionalen, mehrmoduligen Ernst-Piscator-Haus ist beschlossen und die Ausschreibungen laufen.
- Das ehemalige EAM-Gebäude in der Uferstraße wird bekanntlich zu Sozialwohnungen ausgebaut; im Moment scheint man sich mit Innenausbau und Fassade zu befassen. Der Bau soll übrigens als Unterkunft für die Schwesternschülerinnen, die aus dem Heim am Alten Botanischen Garten ausziehen müssen, dienen.
- Der Kiosk vor der Mensa (eine Holzkonstruktion übrigens) ist fertig und sieht ganz apart aus mit der Fassade aus Faserbetonriemchen, den Bierbänken und den frisch gepflanzten (leider schon zweimal vandalisiertern!) Kastanien drumherum. Er kommt auch gut an, und zwar längst nicht nur bei Studierenden - gibt es doch auf Marburger Stadtgebiet nirgendwo ein gezapftes Bier so nah am Lahntalradweg.
Südstadt:
- Der Wohnbau gegenüber dem KFZ am Fronhof ist fertig und passt sich mit seinem Walmdach und Sandsteinsockel sogar einigermaßen ins Stadtbild ein.
- Die Fronhofschule wurde von privat gekauft und wird als Wohnhaus ohne größere Umbauten weitergenutzt.
- Auf dem ehemaligen Synagogengelände ist der »Garten des Gedenkens« mitsamt neuem Treppendurchgang zur Oberstadt fertig und am 10. November pünktlich eröffnet worden. Rundum gelungen, wie ich finde.
- Ahrens hat nach vollständiger Innenrenovierung und Umstrukturierung wieder eröffnet und sieht jetzt von innen schon so ein bisschen aus wie die Galeria Kaufhof auf der Zeil.
- An der Konrad-Adenauer-Brücke nähern sich drei Blocks mit Eigentumswohnungen der Fertigstellung.
Lahnberge:
- Die neue Chemie und das Tumor- und Immunologieforschungszentrum stehen und der Ausbau ist schon weit fortgeschritten.
- Es gibt Planungen zur energetischen Sanierung der Gewächshäuser im Neuen Botanischen Garten.
Donnerstag, 8. November 2012
international
Kevin Bacon = Karsten Speck
Bensheim = Onkel Toms Hütte
Alfred Biolek = Danny DeVito (der braucht n bisschen)
Benjamin Button = Guido Knopp
Kurt Flasch = Flash Gordon
Agnes Heller = Sarah Brightman
Thomas Hobbes = Axel Springer
Michael J. Fox = Joachim Fuchsberger
Sigmund Freud = James Joyce
Nina Hagen = Whitney Houston
Roland Kaiser = Ricky King
Mecklenburg-Vorpommern = Merleau-Ponty
1. Marius Müller-Westernhagen; 2. Guido Westerwelle = Clint Eastwood
Carmen Nebel = Kirsten Dunst
Karl Popper = Shaggy
Ralph Siegel = Steven Seagal
Holm Tetens = 1. Rod Stewart; 2. Bo Diddley; 3. Woody Allen
Farin Urlaub = Billie Holiday
Uli Vogel = Larry Bird
Richard Wagner = Doctor Ring-Ding
h/t Michael Siegel u. Tobias Weilandt
Bensheim = Onkel Toms Hütte
Alfred Biolek = Danny DeVito (der braucht n bisschen)
Benjamin Button = Guido Knopp
Kurt Flasch = Flash Gordon
Agnes Heller = Sarah Brightman
Thomas Hobbes = Axel Springer
Michael J. Fox = Joachim Fuchsberger
Sigmund Freud = James Joyce
Nina Hagen = Whitney Houston
Roland Kaiser = Ricky King
Mecklenburg-Vorpommern = Merleau-Ponty
1. Marius Müller-Westernhagen; 2. Guido Westerwelle = Clint Eastwood
Carmen Nebel = Kirsten Dunst
Karl Popper = Shaggy
Ralph Siegel = Steven Seagal
Holm Tetens = 1. Rod Stewart; 2. Bo Diddley; 3. Woody Allen
Farin Urlaub = Billie Holiday
Uli Vogel = Larry Bird
Richard Wagner = Doctor Ring-Ding
h/t Michael Siegel u. Tobias Weilandt
Samstag, 2. Juni 2012
radiokopf. oder: nacht in marburg.
(Nachtrag aus gegebenem Anlass: Es handelt sich hier um eine nahezu zeilengetreue und reimerhaltende Übersetzung des Texts von »Creep« von Radiohead. Ich bin nicht, ich wiederhole, nicht unglücklich verliebt. Zumindest nicht mehr als sonst. Bei der Entstehung mitgewirkt haben Tobias Weilandt, M.A., und cand. med. Henning Fischer.)
Als du vorhin da warst
Konnt ich nich nah bei dir sein
Du bist wie ein Engel
Bei deiner Haut muss ich wein'n
Du fliegst wie ne Feder
In ner wundervollen Welt
Ich wär gern besonders
Du bist so fucking besonders
Doch ich bin ein Eimer
Ich bin komisch
Was zum Teufel mach ich hier?
Ich gehör nicht hin hier
Ist mir egal ob es weh tut
Ich will die Kompetenz
Ich will nen perfekten Körper
Ich will ne Seele, die glänzt
Ich will, dass es dir auffällt
Wenn ich nicht hier bin
Du bist so fucking besonders
Ich wär gern besonders
Als du vorhin da warst
Konnt ich nich nah bei dir sein
Du bist wie ein Engel
Bei deiner Haut muss ich wein'n
Du fliegst wie ne Feder
In ner wundervollen Welt
Ich wär gern besonders
Du bist so fucking besonders
Doch ich bin ein Eimer
Ich bin komisch
Was zum Teufel mach ich hier?
Ich gehör nicht hin hier
Ist mir egal ob es weh tut
Ich will die Kompetenz
Ich will nen perfekten Körper
Ich will ne Seele, die glänzt
Ich will, dass es dir auffällt
Wenn ich nicht hier bin
Du bist so fucking besonders
Ich wär gern besonders
Doch ich bin ein Eimer
Ich bin komisch
Was zum Teufel mach ich hier?
Ich gehör nicht hin hier
Sie rennt raus aus der Tür
Sie rennt raus
Sie rennt, rennt, rennt
Rennt
Was macht dich bloß glücklich?
Was immer du willst
Du bist so fucking besonders
Ich wär gern besonders
Doch ich bin ein Eimer
Ich bin komisch
Was zum Teufel mach ich hier?
Ich gehör nicht hin hier
Ich gehör nicht hin hier
Samstag, 4. Februar 2012
noch mehr bauzeugs
Die Bautätigkeit in Marburg zeigt keine Anzeichen von Verlangsamung:
- Im Studentendorf soll das bisherige Gemeinschaftshaus abgerissen und als Max-Kade-Zentrum neu errichtet werden. Dabei werden 49 neue Wohneinheiten entstehen. Außerdem ist wohl geplant, im Fuchspass ein neues Wohnheim zu bauen.
- Das Fachmarktzentrum hier um die Ecke (»Neumarkt Nord«) steht kurz vor der Eröffnung, gerade wird der Parkplatz gepflastert, und die Bäckereifiliale ist sichtlich schon fertig eingerichtet.
- In der Alten Kasseler Straße entsteht die Wohnanlage Campus III, Baubeginn schon dieses Jahr.
- In der Neuen Kasseler Straße, die von der Ecke Bahnhofstraße bis zur Einmündung Mauerstraße lahnseitig halb fertig ist, finden derzeit weitere langwierige Kanalisationsarbeiten statt, aber die Verlegung einer Bushaltestelle deutet schon an, dass es nach der Winterpause dann mit dem losgeht, aus dem einmal der neue Bahnhofsvorplatz werden wird.
- Auf den ersten neuen Flächen im Bahnhof selber haben ein McDonald's (umgezogen aus der Universitätsstraße) und der frühere Kiosk auf der linken Seite der Eingangshalle Platz gefunden. Die neuen Toiletten sind bis auf die Tür auch schon fertig, und auch die Bahnhofsbuchhandlung wird demnächst einen neuen Raum beziehen. Am Hausbahnsteig gehen dieser Tage die Arbeiten weiter. Bis zur fertigen Sanierung sämtlicher Bahnsteige kann es nach Andeutungen in der Presse allerdings noch ca. zwei Jahre (!) dauern.
- Das Kongresszentrum der DVAG ist fertig, das Verwaltungsgebäude wird gerade innen fertig ausgebaut.
- Der Neubau des Fachbereichs Chemie auf den Lahnbergen ist quasi rohbaufertig, der Neubau der Tumorforschung erreicht gerade die Oberkante des zweiten Stocks, das Dr.-Reinfried-Pohl-Zentrum für Medizinische Lehre (mit Kindertagesstätte) ist im Oktober in Betrieb gegangen und der Zuschlag für den Neubau für die Synthetische Mikrobiologie ist im November geschehen.
- An der Einmündung Krummbogen/Bultmann-Straße wird das Abwasserpumpwerk saniert.Unspektakulär, aber notwendig. Vielleicht stinkt es hinterher dann nicht mehr so wie früher.
- Bei der Neugestaltung des Umfelds der Elisabethkirche beginnt, da die Rettungsgrabungen jetzt abgeschlossen sind, nach der Frostperiode der vorletzte Bauabschnitt. Der letzte und heikelste, der Umbau des Firmaneiplatzes, wird wohl noch etwas auf sich warten lassen, da er in die Campusplanungen eingebunden werden soll. Vielleicht ändert sich da noch etwas gegenüber dem Wettbewerbsentwurf. Gegenüber soll jedenfalls ja der Haupteingang der neuen Zentralbibliothek sein, für die im Laufe dieses Jahres die Baufeldfreimachung beginnen soll, ab nächstem Jahr wird dann ausgehoben. Am Pilgrimstein wurden schon Leitungen verlegt und in diesem Zuge der blöde Radweg abgeschafft und statt dessen ein neuer breiter Gehweg mit Mischverkehr gebaut.
- Das Hörsaalgebäude ist fertigsaniert und sieht richtig gut aus; auf der anderen Seite des Mühlgrabens soll zu ca. 2014 ein schicker Neubau für das Forschungsinstitut Deutscher Sprachatlas entstehen (Wettbewerb vor kurzem entschieden), und zwar dergestalt platzsparend, dass auf dem Rest des derzeitigen Parkplatzes irgendwann noch ein großes weiteres Institutsgebäude hinpasst.
- Angeblich soll die Phil-Fak 2022 freigezogen sein. Wer's glaubt, wird selig.
- Auch wenn die Oberhessische Presse in einer Online-Umfrage suggerieren wollte, der Beschluss sei noch nicht gefallen: die Vergabe für den Um- und Ausbau der Stadthalle läuft längst. Baubeginn 2013.
- Das Kunstmuseum der Universität im Hülsenhaus hat geschlossen, weil die Außenhautsanierung, die in diesem Jahr beginnen soll, vorbereitet wird. Für die Innensanierung des stilistisch einmaligen Großbaus von 1927 gibt es leider noch keine Mittel, die Universität plant eine Spendenaktion.
- Das neu gestaltete Außengelände der Mensa mit über 200 Sitzplätzen, diversen Rampen und Treppen ist weitestgehend fertig, es soll jetzt noch ein Kiosk oben auf der neuen Lahnterrasse entstehen. (Mir gefällt die Anlage übrigens ausnehmend gut - sehr skulptural mit den unterschiedlichen Winkeln, nirgendwo langweilig anzusehen, obwohl es sich letztlich doch bloß um eine Hochwasserschutzkonstruktion, ein paar Verkehrswege und ein paar Tische und Bänke handelt.)
- Der »Garten des Gedenkens« in der Universitätsstraße nimmt schon Formen an - die skulpturale Stützmauer zum Hang hin ist weitgehend fertig.
- Man sieht übrigens in den letzten Monaten, wenn mich mein Eindruck nicht ganz täuscht, auf der Talseite der Oberstadt viel mehr Baugerüste als sonst. Da wird renoviert was das Zeug hält, auch an schwierig zugänglichen Stellen.
- Auf dem Fronhofgelände (zwischen KFZ und Savignyhaus) entstehen Eigentumswohnungen. Die alten Remisen werden durch die Stadt für die Nutzung durch die benachbarte Ubbelohdeschule saniert. Ursprünglich war einmal der Bau einer Sporthalle geplant, aber das war wohl rechtlich nicht durchsetzbar.
- An der Ecke Friedrichstraße/Universitätsstraße sind Sanierung und Ausbau des Sozialamtsgebäudes abgeschlossen. Der Bau ist jetzt der größte Standort der Marburger Stadtverwaltung und die nicht furchtbar schöne Ecke dort wird durch die Neugestaltung doch erheblich aufgewertet.
- Als langfristige Stadtreparatur kann man betrachten, dass der neue Bebauungsplan für den Streifen zwischen Universitätsstraße und Oberstadt vorsieht, dass die hässlichen hochterrassierten Betonbauten, wenn irgendwann abgängig, durch niedrigere Bauten ersetzt werden müssen. Außerdem soll der durchgehende Grünzug unterhalb der Barfüßerstraße wiederhergestellt werden.
- Die schicke neue Aufstockung des Gebäudes neben den Unisport-Anlagen für die Sportwissenschaften ist jetzt auch eingeweiht worden.
- Der Firmencampus des 3U-Konzerns auf dem ehemaligen Monopol-Gelände in der Südstadt nähert sich der Fertigstellung; dazu gehört auch das integrierte Solarkraftwerk mit den prägnanten Speichertürmen.
Dienstag, 31. Januar 2012
briefe an meine nichtleser iv
Liebes »free education movement marburg«,
ich gebe es zu: ihr seid ein leichtes Ziel für Spott. Ob das nun euer Newsletter ist, der 150prozentiges Klischee-Marburgertum mit der Tierschutzbeflissenheit und typographischen Verunglücktheit einer Schülerzeitung verbindet, ob das die restringierte Sprache eurer Verlautbarungen ist, die den Eindruck macht, dass kein Satz vorkommen darf, der nicht in einer Frequenzanalyse sämtlicher hochschulpolitischer Mensaflyer der letzten zehn Jahre hoch abschneiden würde, oder schlicht eure extrem unglücklich gewählte Domain freedumm.de.vu.
Aber gerade deswegen gilt, dass ihr und eure Äußerungen als besonders repräsentativ für das gelten könnt, was ich der Einfachheit halber einmal als »den ganzen Unfug« bezeichnen möchte. In eurem neuesten Newsletter kann man letzteren in Reinkultur besichtigen, in einem aus rein gar nichts als recycelten Phrasen bestehenden Grundlagentext namens »Scheiß auf Nation!«, der mit dem wohl tatsächlich ernst gemeinten Untertitel »Ansatz der Dekonstruktion eines Konstrukts« daherkommt und einen atemberaubenden Einblick in die Untiefen des Denkens weiter Teile des Marburger hochschulpolitischen Milieus bietet. Aus diesem Text, der das ja eigentlich rundum lobenswerte Ziel verfolgt, zu zeigen, dass Nationalstaaten eine fragwürdige Errungenschaft sind, kann man lernen, dass:
ich gebe es zu: ihr seid ein leichtes Ziel für Spott. Ob das nun euer Newsletter ist, der 150prozentiges Klischee-Marburgertum mit der Tierschutzbeflissenheit und typographischen Verunglücktheit einer Schülerzeitung verbindet, ob das die restringierte Sprache eurer Verlautbarungen ist, die den Eindruck macht, dass kein Satz vorkommen darf, der nicht in einer Frequenzanalyse sämtlicher hochschulpolitischer Mensaflyer der letzten zehn Jahre hoch abschneiden würde, oder schlicht eure extrem unglücklich gewählte Domain freedumm.de.vu.
Aber gerade deswegen gilt, dass ihr und eure Äußerungen als besonders repräsentativ für das gelten könnt, was ich der Einfachheit halber einmal als »den ganzen Unfug« bezeichnen möchte. In eurem neuesten Newsletter kann man letzteren in Reinkultur besichtigen, in einem aus rein gar nichts als recycelten Phrasen bestehenden Grundlagentext namens »Scheiß auf Nation!«, der mit dem wohl tatsächlich ernst gemeinten Untertitel »Ansatz der Dekonstruktion eines Konstrukts« daherkommt und einen atemberaubenden Einblick in die Untiefen des Denkens weiter Teile des Marburger hochschulpolitischen Milieus bietet. Aus diesem Text, der das ja eigentlich rundum lobenswerte Ziel verfolgt, zu zeigen, dass Nationalstaaten eine fragwürdige Errungenschaft sind, kann man lernen, dass:
- die Aufforderung »Scheiß auf Nation!« eine Aussage sei und
- als provokativ empfunden werde (wo? an der Marburger Universität? meint ihr das ernst?);
- Menschen zu »zufälligen Gegebenheiten« »keine engere Bindung entwickeln« müssten (in Zukunft also nur noch arrangierte Ehen und keine Liebe mehr für zugelaufene Haustiere);
- beim »heutigen Stand der Technik« »niemand auf der Erde mehr (ver)hungern« müsste und »alle ein gutes Leben haben« könnten, wenn wir nur »gemeinsam über die Produktionsmittel verfüg[t]en« sowie die »moderne Gesellschaft als ein Feld widerstreitender Interessen und Akteure« begriffen werden könne (gut, dass das alles endlich mal jemand sagt);
- Staaten »die Bedingungen erschaff[t]en und durchsetz[t]en, die das kapitalistische Wirtschaften zur Folge haben« (da war doch mal was mit Dialektik...);
- dass das Stabilitätsgesetz von 1967 irgendwie dazu diene, die Bevölkerung zufrieden zu stellen und damit das Privateigentum zu sichern;
- die Finanzkrise seit Kurzem vorbei sei;
- »die überwiegende Mehrheit unter immer beschisseneren Lebensbedingungen« leide, wahrscheinlich, weil der »immer stärker werdende Druck, welcher vom Spiel des globalen Wettbewerbs entfaltet wird[, ...] uns alle krank macht« - deswegen wahrscheinlich auch die seit Jahrzehnten stetig fallende Lebensarbeitszeit und die stetig steigende Lebenserwartung;
- Staat und Nation in Krisenzeiten besonders bejubelt würden und »die Menschen während wirtschaftlicher Krisen besonders dazu tendier[t]en, sich in nationale Kollektive einzufügen« (ist es verabscheuenswürdiger Positivismus, hier nach Belegen zu fragen?);
- jede Abgrenzung zwischen Völkern rassistisch sei - die rein sprachliche Abgrenzung, die z.B. vor 1918 in Österreich-Ungarn Staatspraxis und bis mindestens 1945 weithin beliebt war, also ebenfalls, man höre und staune; aber auch »Rasse« sei ja bloß ein rassistisches Konstrukt (konstruiert vermutlich in der Redundanzabteilung für Redundanz);
- es an den Hochschulen nur noch um »hochschulische Ausbildung« gehe - der beispiellose Boom geisteswissenschaftlicher Studiengänge in Deutschland in den letzten 10-15 Jahren muss wohl daran liegen, dass dort so viele unmittelbar berufsrelevante Inhalte gelehrt werden, dass die AbsolventInnen dann direkt fit für den mörderischen Arbeitsmarkt (Zitat: »Horror«) sind;
- Sprache, Geschichte und Kultur nichts seien als »irgendwelche belanglosen Worte in noch belangloseren Dokumenten«.
Und dieser letzte Satz erscheint mir dann doch irgendwie wieder passend.
Viele Grüße
m.
Donnerstag, 3. November 2011
bauzeugs
Ich wollte eben etwas über die baulichen Neuigkeiten in der Nordstadt schreiben und mit einem Satz wie diesem beginnen: »Beim hinteren Teil des nahezu abbruchreifen Hinterhauses Ecke Eisenstraße, das eine türkische Unternehmerfamilie zu einem ansehnlichen Mehrfamilienhaus umbaut, wird schon das Dach gedeckt.«
Was ist an diesem Satz falsch und lässt mich über meine eigenen Vorurteile nachdenken? Nicht das »türkisch« - das halte ich auch im Sinne von »türkischstämmig« für richtig, ich bin ja auch kein pfälzischstämmiger Deutscher und »Italian Americans« sind selbstverständlich vollgültige Amerikaner. Das Problem ist das Wort »Unternehmerfamilie«. Das klingt tribal und südländisch, nach Schwarzarbeit und ganz vielen Cousins, die auf dem Bau mithelfen. Nur ist das mit der Schwarzarbeit und den Cousins bei Ethnodeutschen nicht groß anders, auch wenn das dann häufig keine Cousins, sondern irgendwelche Vereinskumpane oder Hartz-IV-beziehende Schwager sind. Aber bei denen sagt man nicht »Unternehmerfamilie«, sondern »Familienunternehmen«. (Google wirft für »türkische unternehmerfamilie« in der Tat 526 Treffer, für »türkisches familienunternehmen« nur 351.)
In other news:
Was ist an diesem Satz falsch und lässt mich über meine eigenen Vorurteile nachdenken? Nicht das »türkisch« - das halte ich auch im Sinne von »türkischstämmig« für richtig, ich bin ja auch kein pfälzischstämmiger Deutscher und »Italian Americans« sind selbstverständlich vollgültige Amerikaner. Das Problem ist das Wort »Unternehmerfamilie«. Das klingt tribal und südländisch, nach Schwarzarbeit und ganz vielen Cousins, die auf dem Bau mithelfen. Nur ist das mit der Schwarzarbeit und den Cousins bei Ethnodeutschen nicht groß anders, auch wenn das dann häufig keine Cousins, sondern irgendwelche Vereinskumpane oder Hartz-IV-beziehende Schwager sind. Aber bei denen sagt man nicht »Unternehmerfamilie«, sondern »Familienunternehmen«. (Google wirft für »türkische unternehmerfamilie« in der Tat 526 Treffer, für »türkisches familienunternehmen« nur 351.)
In other news:
- Das Haus gegenüber der neuen DVAG-Zentrale, an das sich hinten das komplett runderneuerte und aufgestockte Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth anschließt, bekommt im Erdgeschoss, wo ein Haushaltswarengeschäft einer Begegnungsstelle weicht, seine alte Fassade wieder. Gerade wird der Sandsteinsockel erneuert. Damit haben jetzt, seit ich darauf achte, schon mindestens zwei Gebäude in der Bahnhofstraße ihre hässlichen kastigen Vordächer, Leuchtreklamen und Schaukästen verloren. Ich hoffe, der Trend bleibt stabil.
- Das Chemikum hat ein neues Portal bekommen (notgedrungen, weil der Sockel so hoch ist, dass man einen Einschnitt machen musste, um einen barrierefreien Eingang hinzukriegen, ohne die halbe Fassade mit einer Rampe zu verschandeln). Auf der Simulation sah es aus, als solle es mit buntem Glas oder Keramikplatten verkleidet werden, aber nein, es ist Kupfer! Das ist ja mal edel.
- Die Baustelle Neue Kasseler Straße wird bald auf die andere Seite springen, mittlerweile wird rechts schon der Bürgersteig gepflastert.
- Neue Container vor dem Bahnhof lassen vermuten, dass bald auch in der Bahnhofshalle die Baustelle auf die andere Seite übergreift. Demnächst muss man wahrscheinlich zwischen zwei Zäunen im Gänsemarsch zur Unterführung watscheln.
Montag, 19. September 2011
1UP
Es gibt wie so oft Neuigkeiten aus Marburg. Die Universität hat nach zwei Jahren nahezu geräuschloser Gremienarbeit eine Grundordnung in Kraft gesetzt; das Land hat durch Aufstocken der Mittel die Existenz des Neuen Botanischen Gartens gesichert; im alten EAM-Gebäude sollen Dutzende Sozialwohnungen entstehen; im Frohnhof entsteht nach jahrelangen Diskussionen eine größere Wohnanlage gegenüber dem KFZ; der Bau für dm und Penny bei mir um die Ecke nimmt Fahrt auf; und auf dem ehemaligen Synagogengelände entsteht ein »Garten des Gedenkens« mit einem neuen Durchgang zur Oberstadt.
Die Kräne werden so schnell nicht weniger werden und hier leben bleibt spannend.
Die Kräne werden so schnell nicht weniger werden und hier leben bleibt spannend.
Sonntag, 4. September 2011
telematik
Dort, wo die Lahnstraße auf den neuen rechten Lahnuferweg trifft, gibt es jetzt ein solarbetriebenes Wechselverkehrszeichen, das anzeigt, ob die Drehbrücke über das Schwarze Wasser offen oder zu ist. Worte können kaum beschreiben, wie gut ich das finde - nicht nur, weil es den Radverkehr fördert, sondern weil es einfach intrinsisch cool ist, so etwas Maritimes in Marburg zu haben.
Samstag, 20. August 2011
briefe an meine nichtleser iii
Lieber »Marco«,
Sie sind einer der regsten Kommentatoren im Internet-Auftritt der Oberhessischen Presse, der beklagenswerterweise einzigen verbliebenen Marburger Lokalzeitung, und Ihre Kommentare drehen sich stets um dieselben Topoi: Wenn Sie nicht gerade die Aufstellung einer Marburger Bürgerwehr fordern, beklagen Sie gerne, dass man in Marburg schlecht einkaufen könne. Insbesondere die wunderschöne Oberstadt sei ein Problem, da sie (Zitat):
Nach Ihrer Schätzung gibt es also in der Marburger Oberstadt 523 Kneipen und Restaurants - fast doppelt so viele wie in der Düsseldorfer Altstadt. Es gibt viel zu tun!
Prost und viele Grüße,
m.
Sie sind einer der regsten Kommentatoren im Internet-Auftritt der Oberhessischen Presse, der beklagenswerterweise einzigen verbliebenen Marburger Lokalzeitung, und Ihre Kommentare drehen sich stets um dieselben Topoi: Wenn Sie nicht gerade die Aufstellung einer Marburger Bürgerwehr fordern, beklagen Sie gerne, dass man in Marburg schlecht einkaufen könne. Insbesondere die wunderschöne Oberstadt sei ein Problem, da sie (Zitat):
»sowieso zu 70% aus Gastronomie besteht und man durch die flaniert, um sich irgendwann in einem dieser Gastronomiebetriebe niederzulassen. Es sei denn, man ist auf der Suche nach einer Brille. Dann ist man mit 5 Optikern gut bedient.«Mit der n-ten Wiederholung dieser Behauptung haben Sie es endlich geschafft: Ich habe mir die Gelben Seiten geschnappt und recherchiert. In der Marburger Oberstadt gibt es
- 30 Bekleidungsgeschäfte (darunter zwei Wäschegeschäfte und einen Second-Hand-Shop)
- 14 Arzt- und Zahnarztpraxen (fünf Zahnärzte, drei Allgemeinmediziner, je ein Arbeitsmediziner, Augenarzt, Frauenarzt, Hautarzt, Neurologe, und Psychiater)
- zwölf Praxen für Psychotherapie und psychologische Beratung
- zehn Buchhandlungen
- zehn Friseursalons
- sechs Bäckereien und Konditoreien
- sechs Optiker (und nicht bloß fünf!)
- sechs Werbe- und PR-Agenturen sowie Fachgeschäfte für Werbeschilder
- sechs Fachgeschäfte für Bürobedarf, Papier und Schreibwaren
- fünf Goldschmiede, Juweliere und Schmuckwarenhandlungen
- fünf Rechtsanwaltskanzleien
- vier Antiquitätenhandlungen
- vier Designbüros
- vier Fachgeschäfte für Telekommunikation
- vier Immobilienmakler und -verwaltungsunternehmen
- vier Unternehmensberatungen
- drei Antiquariate
- drei Architektur- und Ingenieurbüros
- drei Betten- und Wasserbettenhäuser
- drei Fachgeschäfte für Geschenkartikel und Kunstgewerbe
- drei Schuhgeschäfte
- drei Fachgeschäfte für Tee und Kaffee
- drei Übersetzungsbüros
- drei Weinhandlungen
- zwei Änderungsschneidereien
- zwei Apotheken
- zwei Galerien und Kunsthäuser
- zwei Journalismus- und Lektoratsbüros
- zwei Studios für Kosmetik und kosmetische Laserbehandlung
- zwei Fachgeschäfte für Lederwaren
- zwei Musikschulen
- zwei Parfümerien
- zwei Pflege- und Seniorenheime
- zwei Fachgeschäfte für Schallplatten und CDs
- zwei Spielwarenhandlungen und Fachgeschäfte für Videospiele
- zwei Fachgeschäfte für Sport- und Tanzsportbedarf
- zwei Steuerberatungen
- zwei Fachgeschäfte für Tabak und Spirituosen
- zwei Teppichhandlungen und -reinigungen
- zwei Unternehmen für Veranstaltungstechnik und -dienstleistungen
- zwei Vermögensverwaltungs- und -beratungsunternehmen
- eine Praxis für alternative Heilmethoden
- eine Bankfiliale
- ein Fachgeschäft für Bastelbedarf
- eine Niederlassung der Berufsgenossenschaften
- eine Briefmarkenhandlung
- einen Bürstenmacher
- eine Drogerie
- eine Edelsteinhandlung
- ein EDV-Unternehmen
- ein Einrichtungshaus
- eine Fahrradhandlung
- ein Fitnessstudio
- ein Fachgeschäft für Fotobedarf
- ein Fachgeschäft für Kerzen und Wachswaren
- ein Kino
- einen Kopierladen
- eine Kunsttöpferei
- eine Lackiererei
- eine Fachgeschäft für Lampen und Leuchten
- eine Massagepraxis
- eine Metzgerei
- eine Musikalienhandlung
- ein Musikproduktionsunternehmen
- eine Nachhilfeschule
- ein Nagelstudio
- eine Obst- und Gemüsehandlung
- ein Piercingstudio
- ein Reisebüro
- eine Stoffhandlung
- eine Süßwarenhandlung
- ein Fachgeschäft für Tinte und Toner
- ein Umzugsunternehmen
- eine Verbraucherberatung
- einen Verlag
- eine Versicherungsvertretung
- einen Weltladen
- und einzahntechnisches Labor.
Nach Ihrer Schätzung gibt es also in der Marburger Oberstadt 523 Kneipen und Restaurants - fast doppelt so viele wie in der Düsseldorfer Altstadt. Es gibt viel zu tun!
Prost und viele Grüße,
m.
Mittwoch, 4. Mai 2011
und weiter geht's
Neues aus dem Nordviertel: Aus dem ehemaligen Autohaus zwei Häuser weiter (Neue Kasseler Straße 24-26) soll ein Nahversorgungszentrum werden (»Neumarkt Nord«), mit dm-Drogeriemarkt, Penny-Markt, ca. 150 Quadratmetern Gastronomie und 80 Parkplätzen, Fertigstellung Frühjahr 2012. Auf der anderen Seite der Unterführung am Ortenberg ist Gewerbe geplant, und bei den Waggonhallen 100 Wohneinheiten für Studierende und Senioren. Letzteres ist allerdings eher mittelfristig zu sehen, da die Altlastensanierung bis ca. 2015 dauern wird.
Sonntag, 17. April 2011
aus aktuellem anlass
Ich will es schon seit Jahren loswerden und finde keine Worte: Die ganze deutschsprachige »Internetgemeinde«, »Blogosphäre«, »digitale Gesellschaft«, »digitale Bohème«, wie auch immer man diese Leute nennen will, geht mir furchtbar auf die Nerven. Dabei kann ich den Finger nicht so richtig darauf legen, was mich eigentlich stört, weil es mehr die Art des Auftretens ist als bestimmte Meinungen und Inhalte, aber eben nicht nur. Und ich befürchte, dass mindestens die Hälfte der Leute, die ich unter die bewusste Gruppe zähle, die mir furchtbar auf die Nerven geht, ihrerseits einmal geäußert haben, dass ihnen diese Gruppe furchtbar auf die Nerven geht, und ich nicht nur deswegen selbst zu ihnen gerechnet werden mag. Ich weiß nur: Wenn ich die Seite irgendeines »A-Bloggers« anklicke, einen Bericht von irgend einem »netzpolitisch« wichtigen Kongress oder sonst irgend etwas »Szeniges«, geht mir grundsätzlich erst einmal der Hut hoch. Warum ist das so?
Wahrscheinlich hat es denselben Grund, warum ich nie mit den 150prozentigen unter den Marburger Geisteswissenschaftlern klargekommen bin - die nervigen Leute im Netz sind irgendwie das digitale Äquivalent von Politologie- und Soziologiestudenten mit Hang zur kritischen Theorie und zu filterlosen Selbstgedrehten, die mit Cordsakko, Arbeitermütze und Gegen-Studiengebühren-Buttons zu venezolanischem Kampfska in selbstverwalteten Kulturzentren herumhüpfen (und bevor jemand fragt: mir ist klar, dass das ein konstruiertes Feindbild ist, aber wer Marburg kennt, weiß, dass es sinnvoll ist, mit diesem Konstrukt zu arbeiten). Die politischen Ähnlichkeiten halten sich dabei schwer in Grenzen, die Netz-Szeneleute tendieren im Großen und Ganzen nicht dazu, sich auf Benjamin und Adorno zu beziehen oder überhaupt auf irgendwelche Theoretiker, die in soziologischen Seminaren vorkommen. Was ist jetzt also der gemeinsame Nenner?
Ich habe mich neulich in München mit einem alten Freund darüber unterhalten, welche Arten von Philosophiestudierenden und sonstigen Philosophieinteressierten wir nicht mögen, und ich glaube, dass ich damit die Antwort habe. Aus irgend einem Grund erwarte ich von den Netzleuten, genau wie ich es früher von den Studenten erwartet habe, einen akademisch-bildungsbürgerlichen Habitus, der sich durch Distanz, Abgeklärtheit, wissenschaftliches Handwerksethos, Trendresistenz und eine gewisse Trockenheit auszeichnet, und bin enttäuscht und verärgert, wenn sie nicht so drauf sind, wie ich das gerne hätte. Die spannenden Fragen sind dabei ad 1), ob diese Erwartungshaltung gegenüber Akademikern durch meine ProfessorInnen und DozentInnen geprägt worden ist oder auf meinem eigenen Mist gewachsen ist, und ad 2), warum ich überhaupt Bloggern und Netzpolitikern in Bausch und Bogen unterstelle, dass sie sich zu benehmen hätten wie Akademiker.
Bei alledem glaube ich, dass dieser mein eigener Dünkel immer noch weniger schlimm ist als die meisten anderen Formen von Dünkel, die es so gibt, aber das ist in sich auch wieder eine dünkelhafte Annahme.
Wahrscheinlich hat es denselben Grund, warum ich nie mit den 150prozentigen unter den Marburger Geisteswissenschaftlern klargekommen bin - die nervigen Leute im Netz sind irgendwie das digitale Äquivalent von Politologie- und Soziologiestudenten mit Hang zur kritischen Theorie und zu filterlosen Selbstgedrehten, die mit Cordsakko, Arbeitermütze und Gegen-Studiengebühren-Buttons zu venezolanischem Kampfska in selbstverwalteten Kulturzentren herumhüpfen (und bevor jemand fragt: mir ist klar, dass das ein konstruiertes Feindbild ist, aber wer Marburg kennt, weiß, dass es sinnvoll ist, mit diesem Konstrukt zu arbeiten). Die politischen Ähnlichkeiten halten sich dabei schwer in Grenzen, die Netz-Szeneleute tendieren im Großen und Ganzen nicht dazu, sich auf Benjamin und Adorno zu beziehen oder überhaupt auf irgendwelche Theoretiker, die in soziologischen Seminaren vorkommen. Was ist jetzt also der gemeinsame Nenner?
Ich habe mich neulich in München mit einem alten Freund darüber unterhalten, welche Arten von Philosophiestudierenden und sonstigen Philosophieinteressierten wir nicht mögen, und ich glaube, dass ich damit die Antwort habe. Aus irgend einem Grund erwarte ich von den Netzleuten, genau wie ich es früher von den Studenten erwartet habe, einen akademisch-bildungsbürgerlichen Habitus, der sich durch Distanz, Abgeklärtheit, wissenschaftliches Handwerksethos, Trendresistenz und eine gewisse Trockenheit auszeichnet, und bin enttäuscht und verärgert, wenn sie nicht so drauf sind, wie ich das gerne hätte. Die spannenden Fragen sind dabei ad 1), ob diese Erwartungshaltung gegenüber Akademikern durch meine ProfessorInnen und DozentInnen geprägt worden ist oder auf meinem eigenen Mist gewachsen ist, und ad 2), warum ich überhaupt Bloggern und Netzpolitikern in Bausch und Bogen unterstelle, dass sie sich zu benehmen hätten wie Akademiker.
Bei alledem glaube ich, dass dieser mein eigener Dünkel immer noch weniger schlimm ist als die meisten anderen Formen von Dünkel, die es so gibt, aber das ist in sich auch wieder eine dünkelhafte Annahme.
Freitag, 11. März 2011
miniupdate
Die Marburger Baukonjunktur reißt nicht ab und hat bald auch wieder einen längeren Artikel verdient, aber ich möchte nur ganz kurz erwähnen: Das niedliche kleine Fachwerkhaus, das am Durchgang von der Lingelgasse zum Blochmann-Platz über Eck mit dem fragwürdigen Nachkriegs-Neubau steht und gefühlt ewig saniert wurde, ist auf einmal ausgepackt worden und sieht aus wie neu. Davor ist eine ebenfalls niedliche Platzsituation mit einem Spalierbäumchen in Arbeit. Am alten Zootomiegebäude (enthält das Restaurant Kalimera und Wohnungen) wird lahnseitig mal wieder herumgegraben - ich finde es phänomenal, dass dort im Prinzip seit meinem Studienbeginn 2002 immer irgend etwas eingerüstet ist, so groß ist der Bau ja doch nicht.
Mittwoch, 2. Februar 2011
marburg update
Es gibt wieder Neues von der Marburger Stadtentwicklung:
- Mittlerweile sind alle drei Teile der Bahnhofsentwicklung (Umbau der Bahnsteige und Zuwegungen, Umbau des Empfangsgebäudes, Umgestaltung des Umfeldes) im Gange.
- Das Hülsenhaus wird tatsächlich für knapp fünf Millionen Euro saniert, es stehen schon Container mit Altmöbeln in der Zufahrt.
- Mit einer Erweiterung des Sanierungsgebietes Nordstadt möchte die Stadt ermöglichen, dass auch das ehemalige Verwaltungsgebäude des Gaswerks (heute Proberäume) und das selbstverwaltete Wohnprojekt Bettenhaus demnächst anfangen können zu renovieren.
- In einem Hinterhof in der Biegenstraße entsteht mal wieder ein neues Mehrfamilienhaus, diesmal unter vielleicht nicht gerade erheblichem, aber doch bemerkbarem Protest.
- Der Ideenwettbewerb für die Umgestaltung des Rudolphsplatzes ist mittlerweile mit 190.000 Euro im Haushalt angesetzt und soll stattgefunden haben, bis die lange überfällige Sanierung der Weidenhäuser Brücke, die mit dem Umbau des Platzes logischerweise eine Einheit bilden muss, anfängt. Die Brücke soll nicht nur neu abgedichtet werden, es sollen auch Sandsteinzierrate wieder hergestellt und die potthässlichen Rohre, die man an sie angehängt hat, abgebaut werden. Vor allem aber wird man auf der von Weidenhausen aus gesehen rechten Seite einen Fußweg hinzufügen und damit ein ständiges Ärgernis für alle Fußgänger in der Innenstadt beseitigen.
- Der Hermann-Cohen-Weg, also der obere Uferweg zwischen Unterführung zur Phil-Fak und Mensa (vulgo "Catwalk") wird derzeit grundhaft erneuert und verbreitert. Derzeit ist erst einmal nur ein schmaler Streifen mit wassergebundener Decke, Lampenmasten und Pflastereinfassung fertig; ich vermute, dass dieser, wenn der Hauptweg fertig gepflastert ist, ein Grünstreifen werden soll, denn als Radweg wäre er wegen Breite und Masten unbrauchbar.
- Die rechte Seite des berühmt-berüchtigten ranzigen Durchgangs von der Bahnhofstraße zum Parkplatz des Edeka Rosenstraße ist eingerüstet und es besteht begründete Hoffnung, dass dieser Ort nach Abschluss der Bauarbeiten etwas weniger hässlich sein könnte als vorher.
- Diverse Werkstatthallen und sonstige Gebäude des ehemaligen Autohauses an der Ecke Neue Kasseler Straße / August-Bebel-Straße wurde in den letzten Wochen vollständig abgerissen, inklusive Herausreißen der Grundmauern. Mir sind noch keine Pläne für eine Neubebauung bekannt.
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