Es ist mittlerweile hinlänglich bekannt, dass es kein funktionierendes generisches Maskulinum gibt. In meiner Dissertation (Veränderung in Zeichen, Münster 2015, i.V.) habe ich am Ende der Einleitung folgende Fußnote stehen:
Ich halte es für eine empirisch belegbare Tatsache, dass die deutsche Sprache als Männersprache entstanden und in weiten Teilen noch heute eine Männersprache ist; vgl. hierzu z. B. allgemein Luise F. Pusch: Das Deutsche als Männersprache. Aufsätze und Glossen zur feministischen Linguistik, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1984 (Edition Suhrkamp 1217); zum empirischen Aspekt Susanne Oelkers: »Der Sprintstar und ihre Freundinnen«. Ein empirischer Beitrag zur Diskussion um das generische Maskulinum, in: Muttersprache 106 (1996), Nr. 1, S. 1–15. Anstrengungen, diesen Zustand zu verändern, halte ich für sinnvoll und geboten, wobei ich anerkenne, dass es nicht möglich ist, in einer völlig „gerechten Sprache“ zu schreiben. Das Verwenden von ausführlichen Beidformen („Philosophinnen und Philosophen“) oder typographisch innovativen, mehr oder minder politisch konnotierten Kurznotationen („PhilosophInnen“, „Philosoph_innen“, „Philosoph*innen“), wo ursprünglich maskuline oder feminine Nomina standen, könnte den Anschein entstehen lassen, hier würde lediglich ein rituelles grammatisches Lippenbekenntnis zur Geschlechtergerechtigkeit veranstaltet. Ich habe versucht, fragliche Textstellen so weit wie möglich durch Umformulierung genusneutral zu machen und wechsle ansonsten zwischen maskulinen und femininen Formen.Wer mag (von einer Person weiß ich es), darf mich gerne damit zitieren.
Es ist übrigens erstaunlich oft möglich, neutral zu formulieren, ohne überhaupt Pronomina oder Endungen zu verwenden, die maskulin oder feminin sind. So lässt sich z.B. (um nur ein Beispiel geben) statt »Der Leser eines Romans kann...« einfach schreiben »Wer einen Roman liest, kann...«
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